Panta Rhei auch Digital
The following article has been published in the magazin “New Business Guides – IT & Digitalisierungs Guide 2020” and is written in German. You can get the orginal article at the following link (New Business Guides) where you can find my arcticle on page 142. This article is supporting my international survey “2020 Digital Transformation Survey” which is open for submission until the 27th March.
Panta Rhei auch Digital
Der erfahrene Unternehmensarchitekt und Berater Helmut Schindlwick erforscht die digitale Transformation. Er schreibt in seinem Beitrag darüber, warum sie notwendig ist und was es zu beachten gilt. Als Berater mit 20 Jahren Erfahrung kann ich sagen: Nichts ist so sicher wie die laufende Veränderung. Die Veränderung, also die Transformation von A nach B, vollzieht sich im Geschäftsleben, im persönlichen Umfeld, aber ebenso in der gesamten Gesellschaft. Früher hießen die Trends Fernsehen, Telefon, Fax, heute werden Daten als „Gold der Zukunft“ angesehen, und Schlagwörter um disruptive Technologien wie z. B. Blockchain, künstliche Intelligenz, intelligente Dinge sind in aller Munde. Unabhängig davon, welcher der Trends nun mehr oder weniger erfolgversprechend ist, verändern sie uns persönlich im täglichen Verhalten – am Beispiel Mobiltelefon sehr schön zu erkennen –, sie verändern aber natürlich auch Unternehmen bzw. bringen vollständige neue Unternehmensarten hervor.
Die stetige Veränderung ist unaufhaltsam
Die digitale Transformation wird weltweit vollzogen, unabhängig davon, ob man dies nun als Unternehmen möchte oder nicht. Neue Technologien eröffnen in Ländern wie China, Indien, Bangladesch, Mexiko, Nigeria oder Indonesien ungeahnte Möglichkeiten, und neue Märkte können national wie auch international erschlossen werden. Als Europäer ist das vielleicht nicht immer leicht nachvollziehbar, da wir in einer stark regulierten und mit Vertrauen abgesicherten Umgebung leben. Nehmen wir das Beispiel Blockchain als eine der neuen Technologien, welche mehrere Anwendungsfälle bietet. Zum einen bekannt als Technologiebasis für die Kryptowährung Bitcoin, zum anderen eine fälschungssichere Ablage von Daten, welche für Finanztransaktionen verwendet werden kann. Die gleiche Technologie kann ebenso für Grundbücher oder andere Vertragsdokumente verwendet werden. In den zuvor genannten Ländern gibt es kaum Bankensysteme, und Angaben der Weltbank
zufolge haben fast die Hälfte der Personen, die in diesen Ländern leben, kein Bankkonto. Und selbst wenn Personen in diesen Ländern ein Bankkonto haben, werden ihre Ersparnisse durch Hyperinflation reduziert. Zum Beispiel hat der International Monetary Fund (IMF) die jährliche Inflationsrate von Venezuela für 2019 mit unvorstellbaren 200.000 Prozent berechnet. Damit verglichen sind die Schwankungen im Preis von Bitcoins gleich wieder relativiert. Diese Szenarien sind für uns als Europäer nur schwer nachzuvollziehen, zeigen aber, wie wertvoll Blockchain sein kann, um Daten (Grundbuch) oder finanzielle Werte (Bitcoin) absichern zu können. Ungeachtet des Entwicklungsstands dieser Länder ist es unbestritten, dass dies massive Märkte für jeden Unternehmer sind, und wenn international tätige europäische Unternehmen sich mit diesen Technologien nicht vertraut machen, werden sie auch die Konsequenzen, aus diesen Märkten ausgeschlossen zu sein, tragen müssen. Leon C. Megginson (1963) rekurriert auf Darwins Evolutionslehre mit der bekannten Aussage „Es ist nicht die stärkste der Arten, die überlebt, sondern die anpassungsfähigste“.
Der erste Schritt, um eine Transformation zu starten
Allzu oft wird eine Veränderung im Unternehmen durch den Kauf einer technischen Lösung getrieben, die vielleicht eine einzelne Abteilung oder ein Geschäftsbereich für notwendig erachtet hat. Damit wird aber eher das „eigene Königreich“ abgesteckt als dem gesamten Unternehmen geholfen. Die Folge ist eine inkonsistente, stark fragmentierte IT-Umgebung, welche in weiterer Folge das Unternehmen nicht mehr agil und geschäftsorientiert unterstützen kann. Der erste Schritt sollte sein, seine Absichten zur Transformation zu dokumentieren. Diese kann ein strategisches Konzept sein oder – wie kürzlich durch die österreichische Bundesregierung vorgelebt – in einem Regierungsprogramm festgehalten werden. Hier wurden auf über zehn Seiten das Konzept und die Ideen zur „Digitalisierung & Innovation“ für den österreichischen Staat festgehalten. Das Festhalten bzw. die Kommunikation der Ziele und Absichten ermöglicht anderen Interessengruppen im Unternehmen, mit ihren Ideen die geplante Transformation zu unterstützen. Die digitale Transformation ist kein einmaliges Projekt wie vielleicht der Kauf einer neuen technischen Lösung, sondern der Start einer laufenden Veränderung im gesamten Unternehmen. Die Veränderung macht auch vor Bereichen wie Prozessabläufen, Miterbeiterentwicklung, Führungsqualifikation nicht halt.
Das betrachten der Abhängigkeiten einer Digitalen Transformation
Nachdem das Unternehmen die Ziele für die bevorstehende Transformation definiert und verfeinert hat, geht es im nächsten Schritt um die Betrachtung der damit verbundenen Änderungen und Risiken. Jede Veränderung birgt ein Risiko in sich. Umso wichtiger ist es, den zu erwartenden Mehrwert auszuarbeiten. Als Hilfestellung für gemeinsame Workshops bei Kunden verwende ich oft das TESy-Framework (Transformation Eco System). Es zeigt Komponenten, die es in einem Veränderungsprozess zu beachten gilt. Zunächst nehmen wir uns eines der zuvor benannten Ziele und betrachten erst die Komponenten einzeln und
später auch in ihrer Abhängigkeit untereinander. Ich möchte im Folgenden anhand eines praktischen Beispiels beschreiben, wie diese logische Betrachtungskette dabei hilft, ein gestecktes Ziel genauer zu analysieren. Nehmen wir dazu an, unser gestecktes Ziel ist es, unsere verschiedenen Kundendatenbanken und Excel-Listen in eine zentralisierte Cloud-Lösung überzuführen.
Um die neue Lösung implementieren zu können, müssen wir unsere Prozesse anpassen, und die Mitarbeiter müssen geschult werden. Plattformen zur Mitarbeiter-Information und Kollaboration müssen etabliert werden, um Wissen zu speichern und ein agiles Arbeiten gewährleisten zu können. Die existierenden Unternehmensrichtlinien müssen überprüft und geändert werden, um die Cloudlösung zu unterstützen. Gesetzliche Richtlinien wie z. B. der Datenschutz müssen auf nationaler und internationaler Ebene beachtet werden, wenn personenbezogene Daten elektronisch gespeichert werden. Daten müssen zwischen mehreren
Systemen konsolidiert und in das neue System migriert werden. Pläne für Back-up und Wiederherstellung müssen für das Projekt, aber auch für den operativen Betrieb definiert werden. Es muss entschieden werden, in welcher Art und Weise Kunden eingebunden und informiert werden sollen. Ein neuer Lieferant muss bewertet werden, seine Serviceleistungen müssen überprüft und mit den eigenen Services/Produkten abgeglichen sowie diese eventuell angepasst werden. Gibt es ein gemeinschaftliches Verständnis der aktuellen Unternehmensarchitektur (Prozessmodell, Organisationsmodell, Methodisches Modell) um die zukünftige Architektur gestalten zu können? Welche Projektstruktur unterstützt die Transformation am besten, und wie werden Risiken und sich ändernde Anforderungen während des Transformationsprojekts gemanagt? Innerhalb des letzten Absatzes habe ich, zugegeben stark vereinfacht, die logische Betrachtungskette gezeigt, die es uns ermöglicht, nicht nur ein Ziel näher zu spezifizieren, sondern auch Risiken und vielleicht auch neu identifizierte Chancen frühzeitig zu erkennen. Die fett gedruckten Wörter sind Bestandteile des TESy- Frameworks, welches ich als Hilfsmittel bei Unternehmen verwende und das die Komponenten einer Transformation aufzeigt. Mit diesem Beispiel hoffe ich die Notwendigkeit einer Transformation verdeutlicht zu haben. Wenn an diese Transformation proaktiv herangegangen wird, verliert sie auch bald ihren Schrecken und kann vielmehr als Chance für das Unternehmen wahrgenommen werden.
Umfrage „2020 Digital Transformation“
Die kontinuierliche Veränderung macht auch vor dem TESy-Framework nicht halt, und so habe ich mich entschieden, innerhalb eines internationalen Forschungsprojekts weitere Komponenten für die digitale Transformation zu identifizieren. Auf der einen Seite vergleiche ich über 49 verschiedene Transformation-Frameworks, und auf der anderen Seite führe ich eine Umfrage mit dem Titel „2020 Digital Transformation Survey“ durch, an der bereits über 300¡Personen teilgenommen und ihre Erfahrungen geteilt haben. Diese internationale Umfrage hat zum Ziel, die Erfahrungen der Teilnehmer mit einer Transformation zu erfassen, aber auch die verwendeten Methoden und Frameworks, die zum Einsatz kamen, besser zu verstehen. Bis zum 27.¡März 2020 steht die Umfrage offen für alle, die mehr über digitale Transformation lernen wollen und/oder mehr über die Forschungsergebnisse wissen möchten. https://go.schindlwick.com/DTS2020.
Mehr Informationen rund um das TESy-Framework findet ihr auf der TESy Webseite: https://tesy-framework.com/